Freitag, 4. Juni 2021

Schöpferische Pause und Herausforderungen 1. Mose 2

Obwohl ich dachte, den Bericht gut zu kennen, fiel mir die schöpferische Pause gleich am Anfang des zweiten Kapitels auf. Sie trennt die Rückschau auf die Erschaffung des Menschen noch einmal ab. Es ist, wie ein Atemholen vor dem letzten Schöpfungsschritt. Die Erde ist schon fertig, aber noch nicht "in Betrieb". Für den sorgen das Wasser, das zunächst durch Nebel bereitgestellt wird und dann - der Mensch. 

Rückschau

Das Kapitel ist eine Rückschau auf das in Kapitel 1 Geschehene. Wie eine Lupe, die man über ein Detail eines Bildes hält, erfolgt hier eine Ausdifferenzierung der Reihenfolge.

Natürlich ist eine orientalische Erzählung nicht unbedingt chronologisch. Aber der Mensch entsteht erst, als alles fertig ist. Sechs Tage lang wird er nicht erwähnt. Alles wird vorbereitet. Der Mensch soll es schön haben. Deswegen wird ein Garten angelegt. Dieser Garten ist Gabe und Aufgabe. Der Mensch soll ihn später bebauen und bewahren. 

Herausforderung für den "modernen Menschen"

Und dann schon die erste Provokation für den "modernen Menschen" Alle Tiere bekommen Namen. Aber der Mensch findet kein Gegenüber. Nichts, was zu ihm passen würde. Ich habe da noch Vers 27 aus Kapitel 1 im Ohr, der sagt, dass der Mensch als Gegenüber für Gott geschaffen wurde. Allerdings auch schon als Mann und Frau. Hier, in der Detailansicht kann man auf den Gedanken kommen, dass Gott zunächst dachte, er wäre als Gegenüber für den Menschen ausreichend. Doch der erkennt den "himmelweiten Unterschied" und kommt gar nicht auf die Idee, sich an der Gemeinschaft mit Gott genügen zu lassen. Deswegen wird nochmal eine extra Schöpfungsrunde eingelegt. Das Gegenüber ist aber nicht ein weiteres neues Geschöpf, sondern das Gegenüber ist ein Teil des Menschen. Es wird aus ihm geschaffen. Die männlichen und weiblichen Züge, die Gott in sich vereint und die der Mensch, als nach seinem Bild geschaffen, offenbar in sich vereint hat, werden aufgeteilt. Deswegen sehnt sich der Mensch nach dem, was ihm entnommen wurde. Er kann gar nicht anders, als sich die Wiedervereinigung mit dem fehlenden Teil zu wünschen. Aber das ist kompliziert. Partnersuche ist kein einfaches Unterfangen. Und man muss Kompromisse eingehen. Eine Fähigkeit, die nicht jedem in gleichem Maß gegeben ist. Manchmal würde auch ein Moderator helfen, aber der Schöpfer, der der als dieser nicht anerkannt wird, fällt in dem Fall als Moderator aus.

Könnte das der Grund dafür sein, dass gegengeschlechtliche Bindungen fehlschlagen und andere das Fehlende in sich selbst suchen und sich "umwandeln" lassen? Wenn man dann das andere Teil ist, fehlt einem dann nicht das ursprüngliche eine, das man war?

Heilige Ruhe

Und noch eine Herausforderung steckt in dem Text. Wir modernen Menschen beachten gar nicht mehr, dass Gott eine Ruhepause einlegte und die heiligte. Für uns heute ist jeder Ruhetag ein Milliardenverlust. Wir können uns Ruhe nicht leisten, weil uns dann etwas verloren geht. Aber was ist das? Es ist doch nur Geld. Der heilige Ruhetag sollte sicherstellen, dass wir die Beziehung zum Schöpfer pflegen können. Noch ist der Sonntag in unserem Land arbeitsfrei und es gelten gewisse Regelungen. Aber weil zunehmend weniger Menschen ein Interesse daran haben, den Tag für die Beziehungspflege mit dem Schöpfer zu nutzen werden die zunehmend aufgeweicht. 

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