Schon ganz am Anfang kommen harte Themen zur Sprache. Gleich auf den ersten Seiten ein Kapitalverbrechen. Die Geschichte hat mich schon oft bewegt. Warum war Kain so wütend? Warum nahm Gott sein Opfer nicht an?
Schon früh wurde angenommen, dass Kain ein minderwertiges Opfer darbrachte. Auch die Persönlichkeiten der beiden Brüder könnten eine Rolle gespielt haben. Auf jeden Fall macht die Geschichte klar, dass die Basis Geschehen Grundentscheidungen sind, die Menschen bis heute für sich treffen. Die einen gehen den Weg mit Gott und suchen die Beziehung zu ihm, die anderen wollen lieber ihre eigenen Wege gehen und betrachten das Religiöse maximal als Pflichtübung, die ohne innere Beteiligung absolviert wird. Beachtlich finde ich, dass Kain von Gott mehrfach angesprochen wird, damit es nicht zu Katastrophe kommt.
Anspruchsdenken
Kains Haltung ist bis heute anzutreffen. Wenn man sich schon an Gott wendet, dann soll er gefälligst damit zufrieden sein. Außerdem erwarten viele jederzeit seine Hilfe, verweigern aber die Beziehung. Stellvertretend werden die Forderungen, die Gott betreffen dann an die Kirche gestellt. Sie soll dies und das tun, aber trotzdem möchte man sich nicht engagieren. Sie soll Menschen nachgehen und ihre Bedürfnisse, die sie oft nicht einmal ansprechen, erfüllen. Als Sozialwerk geht es vielleicht noch in Ordnung. Die Botschaft soll sie aber bitte nur "intern" verkünden und nicht damit nerven. Ca 500.000 Kirchenaustritte aus den Kirchen (auch Freikirchen) pro Jahr sprechen da eine deutliche Sprache.
Strafe und Schutz
Nachdem Hass, Neid und Missgunst zum Mord geführt haben muss Gott verhindern, dass der Mörder noch einmal straffällig wird. Deshalb wird er vom Acker, der ihn bisher ernährte vertrieben. Kain nennt dies zu hart und bekommt dafür eine Schutzzusage. Diese wird mit dem sprichwörtlichen Kainsmal kenntlich gemacht. Das Zeichen weist ihn einerseits als Schwerverbrecher aus, zeigt aber auch, dass es sich nicht lohnen wird, ihn umzubringen.
Er wird außerdem einer der Urväter und zwar der Urvater einer Linie, die sich selbst als Maß aller Dinge sieht. Dies gipfelt in den Worten seines Ur-Ur-Ur-Urenkels Lamech. Während Kain unter dem Schutz Gottes stand, der verhinderte, dass er getötet wurde und ihn auch rächen würde, bestimmte Lamech die Strafe für den, der ihm etwas zufügen würde selbst. Auch das Strafmaß wurde von Lamech unverhältnismäßig hoch angesetzt. Er hielt sich für mindestens siebenundsiebzig mal "wertvoller" als Kain. Neben dieser grandiosen Selbstüberhöhung haben die Söhne und Enkel Kains aber auch viel Gutes hervorgebracht. Alle möglichen Künste, wie Musik und Bronzeverarbeitung werden entwickelt. Diese Kunst bildet später auch den Rahmen für die Anbetung Gottes, die offenbar über die Linie von Enosch aus der Linie Sets, Evas drittem Sohn, begonnen wird. Da im Text steht: "die Menschen begannen Gott anzubeten", nehme ich an, dass auch Menschen aus der Linie Kains wieder mit dabei waren.
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