Bibeltext: 1. Mose 34
Sichem: Vergewaltigung, Versklavung, Mord und Totschlag
Sichem verliebte sich in Jakobs Tochter Dina. Die Tora schreibt: "Seine Seele haftete an Ihr". Ich finde das einen wunderschönen Ausdruck. Allerdings gingen die Hormone mit ihm durch und er vergewaltigte sie. Das war für Jakobs Familie eine Katastrophe. Jakob selbst, war aber zum Verhandeln, wie die Angelegenheit geregelt werden könnte, bereit. Es war sicher nicht der einzige Fall, der so ablief und es könnte durchaus gängige Lösungen gegeben haben. Hamor bot ja auch einiges an. Aber bei Jakob kam wieder einmal die Entscheidungsschwäche und seine Vorliebe dafür, anderen das Entscheiden zu überlassen zum tragen.
Die Reaktion seiner Kinder ist zunächst einmal verständlich. Die Vergewaltigung war eine schlimme Schande, denn jede Frau sollte als Jungfrau in die Ehe gehen. Diese Vorstellung ist in vielen Religionen bis heute dominant. Nicht nur bei Juden und Christen. Und sie beschert heute spezialisierten Gynäkologen hohe Gewinne.
Die Vergewaltigung war eine zusätzliche Schändung.
Eine völlig unangemessene Reaktion
Als Leser der Geschichte wünschte man sich, dass Jakob das Heft des Handelns behalten hätte. Denn was folgte war nichts anderes als heimtückischer brutaler Mord mit zusätzlicher Versklavung von Frauen und Kindern - und sicher auch Vergewaltigungen. Es ist in keinster Weise eine Verhältnismäßigkeit zu erkennen.
Jakob regt sich auf, kann seinen Kindern und den vollendeten Tatsachen aber nichts mehr entgegensetzen. Konsequenzen oder Wiedergutmachungsversuche sind Fehlanzeige.
Wenn mir Unrecht geschieht
Natürlich habe ich selbst noch keine solche Situation erlebt, in der ein naher Angehöriger oder eine Angehörige geschändet wurde. Jähzorn kenne ich aber schon. Und mit den Jahren versuche ich auch, den unter Kontrolle zu bringen.
In kleinerem Maßstab ist es mir durchaus schon passiert, dass ich auf ein Unrecht, das mir geschehen ist ähnlich inakzeptabel, überzogen und unangemessen reagierte.
In den seltensten Fällen gelang eine Entschuldigung. Die Situationen selbst sind weitgehend verdrängt. Ich kann fast keine mehr erinnern. Das tut mir heute natürlich sehr leid.
Zurück bleiben trotzdem tiefe Wunden und Trennungen, die man später bereut.
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