Donnerstag, 15. Juli 2021

Zuspruch für einen erschöpften Flüchtling - 1. Mose 28

Darstellung des schlafenden Jakobs mit der Himmelsleiter im Hintergrund, wie sie in den ursprünglichen Lutherbibeln zu finden war (um 1534) Von Soenke Rahn - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39649551
Paraschah Toldot Kapitel 28
Bibeltext: 1. Mose 28

Bet-El: Unerwartete Unterstützung

Die erste Nacht auf der Flucht muss ziemlich hart gewesen sein. Jakob hatte zwar den väterlichen Auftrag eine Frau zu finden, aber er hatte praktisch nichts bei sich. Keine kleine Karawane und keine Kamele oder Geschenke für die Brautfamilie, wie seinerzeit Elieser. Er war auf sich alleine gestellt. Gewohnt war er das jedenfalls nicht. Denn bislang hatte er auf seine Mutter gehört, die ihm den Weg zeigte. Aber in Bet-El bekam er eine Vision. Eine für seine Reise und eine für sein Leben. Getraut hatte er dem Ganzen wohl nicht so recht, denn sein Gelübde galt nur im Erfolgsfall.

Ort der Bekehrung?

Jakob errichtete das Denkmal nicht aus Überzeugung, sondern aus Schrecken. Er glaubte wohl auch nicht so recht an den Gott seines Vaters und Großvaters. Mir ist die Wortwahl Jakobs hier zum ersten Mal aufgefallen. Bislang dachte ich immer, dass es bei Jakob glaubensmäßig gestimmt hätte. Aber er war nur ein Kind aus frommem Hause. Das Vorbild der Eltern hatte für ihn noch keine persönliche Bedeutung. Er hatte zwar schon gehört, dass Gott lebendig sein sollte, aber dass er lebendig war, hatte er nicht auf dem Schirm. 
Auf jeden Fall wird er durch die Vision noch nicht zum Nachfolger. Er schob das auf. Er war weder aus Überzeugung unterwegs nach Haran, noch aus Überzeugung überhaupt auf dem Weg. Das einzige Motiv war Furcht. Furcht vor dem Zorn Esaus und jetzt kam noch Furcht vor Gott dazu. 
Immerhin war er bereit, die Probe aufs Exempel zu machen und er setzte ein Denkmal, damit, sollte er es wiedersehen klar wäre, dass er Gottes Stimme wirklich gehört hatte. Wenn es denn so käme, dann würde er Gott zu seinem Gott machen. 

Worauf basiert mein Glaube?

Anhand der Geschichte stellt sich mindestens die Frage, warum ich in christlichen Kreisen unterwegs bin und sogar diesen Blog hier schreibe. Tue ich es aus Gewohnheit oder aus Gottesfurcht? Letzteres wäre nicht das übelste Motiv. Die Bibel sagt: "Die Furcht Gottes ist der Anfang der Weisheit." Aber das würde mir nicht reichen. Ein Glaube aus Furcht ist ein seltsamer Glaube. Ich unterwerfe mich Gott, weil ich anerkenne, dass er der Stärkere ist. Aber bin ich dann auch innerlich bei ihm? 
Die ersten Kapitel der Tora sprechen klar davon, dass so ein Glaube auch für Gott nicht genug ist. Er sucht nicht Nachfolger, die sich ängstlich unterwerfen, sondern Menschen, die eine lebendige Beziehung zu ihm pflegen. 
Jakob war in Bet-El noch nicht so weit. Aber sollten die Worte Gottes, die hier ausgesprochen wurden sich erfüllen, dann könnte ein Glaubensschritt folgen.

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