Donnerstag, 26. August 2021

Ein Staatsbegräbnis und die Schatten der Vergangenheit - 1. Mose 50

Philip  De Vere, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons
Die Tora: WaJechi Kapitel 50

Machpela: Jakob wurde begraben

Seinem letzten Willen entsprechend wurde Jakob nach der nach ägyptischem Ritus durchgeführten Einbalsamierung nach Machpela überführt. Er wurde betrauert wie ein Fürst. Die Prozession war so laut, dass die umliegenden Völker dem Ort sogar den Namen "Trauer der Ägypter" gaben. Natürlich könnte es sein, dass Josef einfach Leute abgeordnet hatte, die an dem Trauermarsch teilnahmen. Aber vielleicht gab es ja tatsächlich Freiwillige. In jedem Fall war es ein fürstliches Begräbnis. Etwas, das einen historischen Wendepunkt markierte.

Die alte Schuld

Gleich nach der Zeremonie kam bei den Brüdern Josefs die alte Geschichte wieder hoch. So lange der Patriarch lebte, war man sich einigermaßen sicher, dass Josef nicht darauf zurückkommen würde. Aber jetzt war dieser Schutz weg. Eine Einigung musste her. 
In der Unterredung, die wieder mit einer Lüge begann, zeigte sich auch ein veränderter Josef. Beim ersten Aufeinandertreffen in Ägypten ließ er die Brüder seine Macht spüren. Er spielte ein wenig Gott. Jetzt wies er das weit von sich. Er sah die Gnade, die sowohl den Ägyptern, als auch seiner Familie zuteil geworden war. 
Im Alter sah er noch seine Ur-Urenkel. Sein letzter Wunsch war auch, dass seine Gebeine nicht in Ägypten bleiben sollten. Sondern, wenn der Stamm Israel Ägypten verlassen würde, ebenfalls mitgenommen werden sollten.

Echte Versöhnung kann Zeit brauchen

Als Josef erkannte, dass er nicht nur der Rettung Ägyptens, sondern auch seiner Familie sein sollte, war er von Zorn und Kränkung sicher noch nicht frei. Dennoch sah er die Möglichkeit etwas für seinen Vater zu tun. Denn es war klar, dass die Sippe Jakobs in Kanaan große Schwierigkeiten haben würde, zu überleben. 
Er half seinen Brüdern, weil er seinem Vater und Benjamin helfen wollte. 
Nach Jakobs Tod musste auch ein echter Familienfrieden her. Josefs Brüdern war klar, dass er nach wie vor die Möglichkeit hatte, sich an ihnen zu rächen Und so suchte man das Gespräch, in dem man die Autorität Jakobs in die Waagschale warf.
Das war aber gar nicht mehr nötig. In den 17 Jahren seit dem Wiedersehen war Josef gereift und nicht mehr an Rache interessiert. Für ihn stand der erhaltene Segen im Vordergrund.
Dennoch sind solche Gespräche nötig. Auch wenn es dauern kann, bis sie zustande kommen. Friede kehrt erst in die Seelen ein, wenn die Verhältnisse und Ansichten geklärt sind und das Vertrauen wieder hergestellt ist.



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