Sonntag, 2. Januar 2022

Die vermeintlichen Propheten

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Die vermeintlichen Propheten

Die vermeintlichen Propheten
heben Hände hoch beim Beten,
sind mit Eindrücken gesegnet,
das neue Wort Gottes[i] nur so regnet.

Ja, sie haben viel gesehen!
Weltenreiche kommen, gehen.
Sie leben ganz in ihrer Welt,
das Fleischliche ist abgestellt.

Darum weiß man ganz genau:
Ein Priester, der ist keine Frau.[ii]
Ein Konzern vom Teufel ist[iii],
Rockmusik ist sicher Mist.[iv]

Alles weltliche Vergnügen
muss bleiben in der Ecke liegen.
Und dann sind da noch Gottes Strafen;
die lassen die Welt nicht schlafen.[v]

Regierungen sind nur vom Herrn,
wenn sie recht die Bibel lehrn.
Wenn ihre Chefs Verbrecher sind,
blendet man das aus geschwind.[vi]

Wenn man den Eindruck hat gesagt,
wird er natürlich hinterfragt.
Man geht in seine Bibel rein
und schaut: „Kann das Wort Gottes sein?“

Da seh ich dann die Liste stehen
mit Leuten, die haben zu vergehen.[vii]
Auch die Ereignisse der Welt
sind im Detail hier vorgestellt.[viii]

Doch andre sehn das ganze nicht.
Denn sie haben kein heiliges Gesicht.
Mögen sie auch sehr viel wissen.
Sie werden einst die Hölle küssen![ix]

Der Bibeltext wird hingedreht,
damit auch in der Bibel steht,
was im Eindruck man gesehen.
anders kann das gar nicht gehen.[x]

Aus dem Zusammenhang gerissen,
mit Übersetzungen beschissen.
Wichtiges wird weggelassen.
Was rauskommt, das sind Seifenblasen!

So kann man sicher alles sagen
zu den schwierigen Lebensfragen
der Welt, die am Vergehen scheint.
Schneller als man es je gemeint.

Doch ihr nehmt euch selbst nur wichtig!
Diese Prophetie ist null und nichtig!
Wann wollt ihr endlich mal verstehen,
wie ihr in die Welt sollt gehen?!

Ihr seid als Schafe ausgesandt
in des Feindes wildes Land.[xi]
Ihr sollt und müsst auch gar nicht wissen,
wie die Welt wird büßen müssen,[xii]

dass sie nicht Gottes Willen tut.
Und das find ich so auch gut.
Schaut lieber, wie ihr helfen könnt,
wenn des Nachbars Hütte brennt.[xiii]

Gebt guten Rat, wie er sich schützt,
indem er vielleicht Impfstoff spritzt.
Geht als Beispiele voran,
auf die man wirklich sehen kann.[xiv]

Dann wird Gott auch zu euch reden
beim Arbeiten und auch beim Beten.
Ihr braucht nicht alles auszudeuten,
die Welt ist immer voller Leiden.[xv]

Und merkt, Gott hat ein großes Herz.
Er sieht den ganzen Weltenschmerz.
Den sollen wir vor ihn bringen,
im tiefen Leid Loblieder singen.

Wir sollen auf seine Hilfe hoffen,
denn wir sind selber auch betroffen.[xvi]
Wir sollen allen andern sagen:
„Unser Gott hat durchgetragen.“[xvii]

Kommt und lasst euch auf ihn ein!
Er will euer Retter sein.
Er will euch ganz neu begegnen,
auch im tiefen Dunkel segnen.[xviii]

Das ist Botschaft, die die Welt
braucht, damit sie wird erhellt.
Er will uns ein Lächeln schenken,
wenn andere die Köpfe senken.

Das ist was, was Eindruck macht
und worüber keiner lacht.
Dieses positive Denken
sollen wir täglich weiterschenken.

 

Über das Gedicht:

Ausgangspunkt war eine Schilderung völlig unterschiedlicher Eindrücke, die während Gebetsveranstaltungen geäußert wurden. Auf denen ich nicht anwesend war. Natürlich erhebt ein Eindruck keinen Anspruch auf Richtigkeit, aber es ließ mir keine Ruhe. In dem Gedicht ist zusammengefasst, wie oft der scheinbar geäußerte neue Wille Gottes zu großen Problemen in der Christenheit geführt hat. In aller Regel hat es geschadet. Ähnlich, wie in Andys Notizen geäußert denke ich auch, dass sich dieses scheinbare Reden Gottes meistens bereits als falsch erwiesen und überlebt hat, während das in der Bibel geäußerte Wort bis heute lebt und gilt. Auf jeden Fall wird es falsch, wenn Christen sich gegenseitig verteufeln oder die Wahl oder Abwahl einer Regierung als Strafe oder Gnade Gottes bezeichnet werden.

Die Quellensammlung stellt – bis auf die Bibelstellen – nicht meine persönliche Meinung dar, sondern dient als Beleg, dass die im Gedicht beschriebenen Zustände und Meinungen tatsächlich existieren.

Persönlich freue ich mich, wenn in einer Gebetszeit ein Reden Gottes vorgetragen wird. Es hat aber immer die Problematik, dass die Prüfung hinterher laufen muss und eine Korrektur seltenst erfolgt. Auch meine Gedichte sind oft von ihm inspiriert und werden in so einem Rahmen geschrieben und vorgetragen.

In meinem Fall geht dem in aller Regel ein innerer Kampf voraus. Erstens darum, dass ich anfange zu schreiben und dann darum, für wessen Ohren es bestimmt ist. Das ist im vorliegenden Fall nicht anders.

Steuern kann es nur der, der den Eindruck hat, indem er nochmal nachfragt, ob er sich nicht vielleicht verhört hat. Alles, was wir sagen oder schreiben, auch wenn es inspiriert ist, wird von unseren eigenen Ansichten und Prägungen  beeinflusst. Es ist nie das „reine, unverfälschte Wort Gottes“. Deswegen macht es Sinn, es im Zweifel für sich zu behalten. Man sollte gerade jetzt zunächst fragen: Ist das, was ich sage hilfreich für den Zusammenhalt der Gemeinde und bietet es Wegweisung über Meinungsverschiedenheiten (z.B. in der Impffrage) hinweg. 



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